Die Next Organic Party

Die neue hochwertige, ökosoziale & urbane Kulinarik

Der Titel klingt möglicherweise etwas sperrig, umschreibt aber sehr treffend ein Phänomen, das so neu nicht mehr ist im urbanen Raum, jetzt aber sehr erfolgreich in die Offensive geht. Es ist die Zeit von Bio Feinkost, die man sich auch gern nach Hause liefern lässt, wie etwa den Brodowiner Ökokorb und einer zunehmend regionalen Produktausrichtung kleiner Läden, wie der Schöneberger Apfelgalerie.

Wir werden hier in den kommenden Wochen neue Konzepte vorstellen, bei denen das ökologisch erzeugte Produkt ganz klar im Vordergrund steht. Anlass hat vor allem die Food & Music, die Next Organic Party, gegeben, die Ende Mai in der Markthalle Neun in der Kreuzberger Eisenbahnstraße stattfand. Die Idee war, eine Pre-Party zur darauffolgenden Messe Next Organic zu veranstalten, die sich nicht nur an die Aussteller und Fachbesucher richtete, sondern dem interessierten Gourmand einen Ausblick auf neue Kulinarik-Trends zu liefern. Unter dem Motto „Vegan, vegetarisch, gesund, von hier essen“ traf man sich an einem verregneten Abend in der unbeheizten Markthalle und war überrascht von Rumpeligkeit, mit der dieses Event begangen wurde.

Hier einige Impressionen:

Gedeckter Vorspeisentisch Next Organic Berlin
Menu Next Organic Party Berlin

Die Erwartungen waren einigermaßen hoch und wurden mit den Anti-Pasti [sic!], dem wirklich schmackhaften Brot, das mit Salz & Öl gereicht wurde, auch erfüllt. Dass Salz und Öl die Hauptelemente der nachfolgenden Gänge sein sollten, konnte man da noch nicht ahnen. Zu diesem Zeitpunkt irritierte allerdings schon einigermaßen das geschäftige Treiben der vielen Servicekräfte, die mit allem, nur nicht dem Eindecken, beschäftigt waren. Auffällig auch: das dreiste Verhalten älterer Gäste, die (noch) nicht besetzte Plätze lerrräumten. Man kann nur vermuten, dass sie nach einer langen Anreise sehr hungrig gewesen sein mussten. Wir versuchten und die Laune nicht verderben zu lassen und genossen die Atmosphäre der Markthalle, die, trotz der Kälte, ein wirklich schöner Ort ist.

Gedeckte Tische in der Markthalle Neun

Nach den Antipasti folgte das Vorspiel in Form von winzigen Satés, wahlweise mit Berliner Tofu oder vom Apfelschwein. Hier zeigte sich dann eine Unfreundlichkeit, die leider den gesamten Abend begleiten sollte. Man durfte sich entscheiden: entweder oder. Zwei Portionen pro Person? Wo kommen wir denn da hin! Wir begnügten uns zunächst mit der, zugegebenermaßen etwas ruppigen, Reaktion. Es waren ja schließlich fünf Gänge angekündigt. Dass die alle so dermaßen versalzen und ölig sein sollten wie die Spieße konnte niemand ahnen.

Berliner Tofu Saté

Möglicherweise war das dem Umstand der Kooperation mit „King of Salt“ geschuldet, wie auf der Rückseite der Menükarte zu lesen war. Etwas weniger vom Bad Essener Urmeersalz hätte es auch getan. Zum Warmin Up wurde dann entweder „Hot“ oder „Cool“ gereicht. Ersteres eine weiße Tomatensuppe, Letzteres ein grünes Gazpacho [sic!]. Das einzig Tolle an diesem Gang waren die großartigen, wunderschönen und einfach zeitlos perfekten doppelwandigen Jenaer Gläser. Die Portionen: wieder winzig, versalzen und wieder exklusiv, aber dafür eben in der Hot & Cool-Serie serviert. Unsere Nachbarn am Tisch bestätigten einen schrecklichen Verdacht: statt Gazpacho handelte es sich um Salatsoße in hochkonzentrierter Form.

Bayern München spielte gegen Borussia Dortmund was unverständlicherweise auf einer Leinwand übertragen werden musste, als der Havelzander mit rotem Sauerkraut, handgehobelt und fussgestampft mit Leinöl und Dill gereicht wurde. Es heißt ja immer, frischer Zander riecht nicht, nun, auf dieses leider im Wortsinn geschmacklose Fischfutter traf das leider nicht zu.

Langsam machte sich Verzweiflung breit, die Wartezeiten zogen sich in die Länge, das Fußballspiel war längst entschieden. Zum Nachspiel wurden dann nach einer halben Ewigkeit, weit nach Mitternacht, veganer Mini-Burger oder Currywurst (hier wieder: das Apfelschwein) gereicht. Beide Portionen halfen nicht den bohrenden Hunger zu stillen, den alle am Tisch verspürten. Hätten wir bloß härter für den Verbleib des Brotes gekämpft…

Ein wirklicher Genuss zur Ehrenrettung der Veranstalter war dann aber glücklicherweise die „Auszeit“, die in Form eines lauwarmen Schokoladenküchleins mit Erdbeer-Rhabarber-Kompett und Mango-Sorbet auf der Schieferplatte kam. Die Tischnachbarn an dieser Stelle wieder: „Was kann man bei Sorbet auch schon falsch machen.“

Schokoladenküchlein mit Kompott und Mango-Sorbet

In Mengen ausgegeben wurden die Soulbottles, die Leitungswasser enthielten. Die Flaschen mehr oder weniger geschmackvoll gestaltet mit Sinnsprüchen und Drucken, die Qualität des Wassers durchaus als gut zu bezeichnen, aber nun ja, Leitungswasser eben.

Soul Water Flaschen

Angekündigt war „ein ganz spezielles 5-Gänge-Menü“. Und das war es dann letztendlich auch.

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert