Frisch aufgebrühter Kaffee im Handfilter

Filterkaffee olé: The Third Wave Coffee

Die Geschichte des Kaffees in Deutschland ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Wer im urbanen Umfeld etwas auf sich hielt, trank in den vergangenen Jahren Espresso oder Caffè americano. Doch seit einiger Zeit schwören viele Kinder der Generation Melitta wieder auf Filterkaffee. Was ist passiert?

Neue Begriffe, die Kaffeetrinker heute verwenden, lauten „drip coffee“ oder „Third Wave Coffee“ und klingen so gar nicht nach Massenbrühware, sondern hoch diffizilen Apparaturen, für die selbstredend nur Kaffeesorten kleiner Röstereien in Frage kommen. Es werden Coffee Academys gegründet, und neue Kaffeehäuser eröffnet, die zunächst nichts mit „herkömmlichen“ Cafés, die lange als ausgezeichnet galten, gemein haben. Ein Beispiel hierfür ist „The Barn“, der Coffee Shop, der im Berliner Raum für einen mittleren Skandal sorgte.

Keine Kinderwagen & keine Sojamilch-im-Latte-Trinker

Der Betreiber, Ralf Rüller, hatte einen Betonpoller in seinem Laden aufstellen lassen, auf dass Fluchtwege nicht mit Kinderwagen verstellt würden. Neben Kindern sollten sich hier auch keine Sojamilch-in-meinen-Latte-Trinker wohlfühlen, den die wird schlicht nicht angeboten. Der Kaffee soll im Fokus stehen, respektive dessen Bohnen. Vor allem in den USA, von wo aus die Bewegung des „Third Wave Coffee“ vermutlich startete, wird der Kaffeegenuss zelebriert. Die Wiege hierfür liegt unter anderem 1982 in der Gründung der Specialty Coffee Association of America. Handgebrühter, hochqualitativer Kaffee mit feinen Aromen war zu der Zeit nicht nur in den Vereinigten Staaten vermutlich ein Novum. Am Ende dieser Entwicklung stehen aber nicht nur die kleinen, individuellen Kaffee-Bars, sondern auch Ketten, wie Starbucks, für manche Saftladen, für andere Heilsbringer im Kaffeegeschäft. Die Hauptstadt bietet glücklicherweise (fast) alles zum Thema. Eine Übersicht von Kaffeeorten in Berlin, die sich der „Third Wave“ zuzuordnen sind, hat Darryl übrigens bereits vergangenen Sommer schön zusammengefasst.

Was ist mit all jenen, die nichts von Kaffeeläden jedweder Art halten? Die machen sich die Grundsätze des „Third Wave Coffee“ zu eigen und brühen zu Hause mit dem Handfilter. Es geht um das Brühen hochwertigen Kaffees mit ausgezeichneten Bohnen, die kulinarische Taufe und das kann man auch in der heimische Küche. Direct-trade Kaffee, Single-origin Kaffee, vielleicht selbst mit einer Handmühle gemahlenen Kaffee, filtriertes Wasser… Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Hübsch anzusehen und funktional sind Handfilter wie der V60 oder auch ein Melitta Filter. Ersterer unterscheidet sich vom klassischen Oma-Modell durch eine größere Abtropföffnung, das für weniger Extraktion des Kaffees sorgen soll. Für Ästheten empfiehlt sich eine Woodneck. Zu sehen übrigens unter anderem in der ständigen Ausstellung des Museum of Modern Art, in New York, in der dritten Etage unter „Architektur und Design“.

Zur Menge des verwendeten Kaffeepulvers gibt es so viele Empfehlungen wie Geschmäcker. Ein möglicher Richtwert kann sein, 280 Milliliter Wasser auf 15 Gramm Pulver zu verwenden. Der erste „Schuss“ wird aufgequollen gelassen, danach wird das Wasser nach innen hin nachgegossen.

[IMG © flickr / Brian Sanders cc]

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